Positive Signale vom hessischen Arbeitsmarkt
Frankfurt. Die gute konjunkturelle Entwicklung der deutschen Wirtschaft lässt die Arbeitslosenzahlen sinken und die Beschäftigung ansteigen. Besonders der Handel und das Verarbeitende Gewerbe tragen zum Rückgang der Arbeitslosenzahlen bei und lassen auf ein stabiles Konsumklima schließen.
Der Arbeitsmarkt zeigte sich im Oktober weiterhin dynamisch, wenn auch leicht schwächer als noch im September. Der Abgang aus der Arbeitslosigkeit mit fast 44.700 Menschen überstieg in diesem Monat die Zugangsdaten von etwa 40.700. Der saisonübliche Rückgang wurde zusätzlich durch die nochmals gesunkene Jugendarbeitslosigkeit und die Auswirkungen des Ausbildungsbeginns unterstützt. Mit rund 170.600 arbeitslosen Frauen und Männern in diesem Monat konnte sich der Oktoberwert gegenüber den letzten vier Jahren deutlich verbessern.
Peter Weißler, stellvertretender Leiter der Regionaldirektion Hessen, blickt angesichts dieser Entwicklung zuversichtlich auf die weitere Entwicklung des hessischen Arbeitsmarktes:
„Die konstant gute Entwicklung im Bereich der Arbeitslosenversicherung zeigt, dass der hessische Arbeitsmarkt funktioniert und wir uns kurzfristig keine Gedanken machen müssen. Die Nachfrage nach Arbeitskräften steigt seit über einem Jahr kontinuierlich an und hat den Bestand der offenen Stellen auf über 45.000 anwachsen lassen. Die Dauer der Arbeitslosigkeit hat sich um zehn Tage verringert und auch die Langzeitarbeitslosigkeit geht deutlich zurück, wenn auch in erster Linie in der Arbeitslosenversicherung. Der Arbeitsmarkt sendet damit positive Signale.“
Die aktuelle Flüchtlingsbewegung wirke sich derzeit nicht nennenswert auf die Arbeitslosenzahlen in Hessen aus, so Weißler weiter. Vielmehr stiegen die Beschäftigtenzahlen von Menschen ohne deutschen Pass stärker an (+8,2 Prozent) als deren Arbeitslosigkeit (+3,5 Prozent).
Arbeitslosigkeit in Hessen: Entwicklung im Oktober
In Hessen waren im Oktober 170.664 arbeitslose Frauen und Männer bei den Agenturen für Arbeit gemeldet. Das waren 3.895 Personen (-2,2 Prozent) weniger als im September und
6.238 (-3,5 Prozent) weniger als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote sank zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 5,2 Prozent. Im Vorjahresmonat lag die Quote noch bei 5,5 Prozent. Saisonbereinigt ergab sich zum Vormonat keine Veränderung, zum Vorjahr gab es einen Rückgang um 7.000.
Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im Oktober auf 224.194 Personen. Das waren 8.132 (-3,5 Prozent) weniger als vor einem Jahr.
Im Vormonatsvergleich konnten alle betrachteten Personengruppen vom Rückgang der Arbeitslosenzahlen profitieren. Besonders stark sank wie erwartet die Jugendarbeitslosigkeit durch Ausbildungs-, Schul- und Studienbeginn: minus 1.977 oder 11,5 Prozent. Die Zahl arbeitsloser Männer reduzierte sich um 2,1 Prozent, die der Frauen um 2,4 Prozent. Leichte Rückgänge gab es bei Ausländern (-0,6 Prozent), Älteren über 50 Jahren (-0,6 Prozent) und Langzeitarbeitslosen (-1,0 Prozent).
Der Vorjahresvergleich zeigt ebenfalls für die ausgewählten Personengruppen eine deutliche Verbesserung. Wie in den letzten Monaten ist bis auf die Gruppe der arbeitslosen Menschen ohne deutschen Pass überall ein Rückgang zu verzeichnen: Männer -3,4 Prozent, Frauen: -3,7 Prozent, Jugendliche: -5,6 Prozent, Ältere über 50 Jahren: -3,2 Prozent, Langzeitarbeitslose: - 2,5 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen ohne deutschen Pass stieg dagegen im Vorjahresvergleich um 3,5 Prozent an.
Entwicklung in den Rechtskreisen SGB II und SGB III: Rückgang in erster Linie im Bereich der Arbeitslosenversicherung
Vom Rückgang der Arbeitslosenzahlen im September konnten zumeist Menschen im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III) profitieren. Der Rückgang zum Vormonat betrug 2.320 Personen oder 4,3 Prozent. Im Oktober waren somit in diesem Rechtskreis 51.432 Menschen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Oktober 2014 entspricht dies einem Rückgang von 5.953 oder 10,4 Prozent. Der Anteil an allen Arbeitslosen in Hessen betrug im Oktober 2015 30,1 Prozent.
In der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) waren im Oktober 119.232 Menschen arbeitslos gemeldet und somit 69,9 Prozent aller Arbeitslosen. Gegenüber dem Vormonat war dies ein Rückgang von 1.575 oder 1,3 Prozent. Zum Vorjahresmonat sank die Zahl um 285 oder 0,2 Prozent.
Offene Stellen: Nachfrage nach Arbeitskräften weiterhin stabil
Der Bestand der gemeldeten Stellen in Hessen lag im Oktober bei 45.882 und war somit um rund 19,0 Prozent höher als im Vorjahr. Der monatliche Zugang überstieg mit 13.255 das Vorjahrsniveau um 3,6 Prozent. Zum Vormonat war ein Rückgang der gemeldeten Stellen um 5,3 Prozent zu verzeichnen.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: Weiterhin steigende Beschäftigungszahlen
Die Beschäftigung steigt in Hessen weiterhin an. Der hochgerechnete, vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung belief sich für den Monat August 2015 auf 2.425.900. Damit zieht Hessen mit einem Anstieg von 2,3 Prozent zum Vorjahr mit der Entwicklung im Bund gleich.
Den größten prozentualen Anstieg konnten im August die Wirtschaftszweige Gastgewerbe, Arbeitnehmerüberlassung sowie Heime und Sozialwesen verzeichnen. Die meisten Beschäftigten in Hessen gab es im Juli im Verarbeitenden Gewerbe (443.800), im Handel (336.500) und dem Wirtschaftszweig Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (210.600).
Regionen: Fulda nähert sich weiterhin der Vollbeschäftigung
Im Landkreis Fulda fiel die Quote im Oktober um 0,3 Prozentpunkte auf jetzt 3,0 Prozent. Unverändert verbleibt die Stadt Offenbach mit der höchsten Arbeitslosenquote in Hessen bei derzeit 10,3 Prozent.
Die Arbeitslosenquoten der Regierungsbezirke fielen im Oktober ebenfalls und verteilen sich wie folgt: Gießen und Kassel 5,0 Prozent, Darmstadt 5,4 Prozent.
Hier zeigt sich das regionale Gefälle innerhalb Hessens. Während in den nördlicheren Landesteilen die sinkende Erwerbsbevölkerung mit stärker sinkender Arbeitslosigkeit und schneller wachsenden Löhnen einhergeht, muss das bevölkerungsstarke Rhein-Main-Gebiet mit höheren Arbeitslosenzahlen rechnen. In Südhessen ist das Arbeitsangebot stärker als die Arbeitsnachfrage.
Im Vergleich der 26 Kreise und kreisfreien Städte stieg die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr in der Landeshauptstadt Wiesbaden (+2,0 Prozent) und den Kreisen Darmstadt-Dieburg (+2,1 Prozent) und Groß-Gerau (+1,0 Prozent) an. Den prozentual stärksten Rückgang gab es mit 10,9 Prozent im Vogelsbergkreis.
Ausbildungsmarkt 2015: Zum Stichtag mehr unversorgte Bewerber und mehr unbesetzte Lehrstellen
Bis zum September 2015 meldeten sich 42.609 Bewerberinnen und Bewerber bei den Agenturen für Arbeit in Hessen. Das sind 2.080 oder 4,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Insgesamt wurden bis zum Stichtag 32.869 betriebliche Lehrstellen bei den Agenturen für Arbeit in Hessen gemeldet und somit 2,8 Prozent mehr als im Ausbildungsjahr 2013/2014. Als unversorgt gelten 1.834 junge Frauen und Männer, 483 oder 35,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Ihnen gegenüber stehen noch 2.423 unbesetzte Lehrstellen. Die Relation unversorgte Bewerber/innen zu unbesetzten Stellen liegt damit bei 0,8 Prozent; im Vorjahr lag die Relation bei 0,6 Prozent.
„Die Agenturen für Arbeit sind bereits bei den Nachvermittlungsaktivitäten und erfahrungsgemäß können in den nächsten Wochen noch eine Vielzahl junger Menschen mit einem Ausbildungsplatz oder einem Alternativangebot versorgt werden. Allerdings müssen beide Seiten, Suchender und Arbeitgeber, Flexibilität und Mobilität an den Tag legen. Oft lohnt sich der zweite Blick auf einen Ausbildungsplatz oder einen Kandidaten, so Peter Weißler.
Die meisten unbesetzten Lehrstellen gab es zum Stichtag für Kaufmann/-frau im Einzelhandel: 218, Friseur/in: 170, Verkäufer/in: 158, Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r: 108, Koch/Köchin: 102, Kaufmann/-frau Büromanagement: 78, Hotelfachmann/-frau: 76, Restaurantfachmann/frau: 72, Fachverkäufer/in – Bäckerei: 70, Fachverkäufer/in – Fleischerei: 70. (BfA/Hessen)