Unternehmer im Main-Kinzig-Kreis tauschten sich erstmals aus -
Hanau. Können Flüchtlinge helfen, den Fachkräftemangel bei uns verringern? Bei erwarteten 6.000 fehlenden Fachkräften bis zum Jahr 2020 allein im Main-Kinzig-Kreis sind qualifizierte Zuwanderer hilfreich.
Aber bevor Flüchtlinge bei uns arbeiten dürfen, sind viele gesetzliche und behördliche Hürden zu nehmen und Fristen zu beachten. Wie können die Unternehmen und die Behörden dazu beitragen, diese Hürden möglichst niedrig zu halten, ohne wichtige rechtliche Fragen zu vernachlässigen? Und wie finden qualifizierte Flüchtlinge möglichst schnell in Lohn und Brot? Darüber tauschten sich am 13. Oktober auf Einladung der Kreishandwerkerschaften Hanau und Gelnhausen-Schlüchtern sowie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern 50 Unternehmer, Personalchefs und weitere Interessierte im Hanauer IHK-Gebäude aus.
Vor den anwesenden Arbeitgebern auf dem Informationsabend „Migranten in Arbeit“ erläuterten Alice Engel-Kanani von der Ausländerbehörde des Main-Kinzig-Kreises, Tina Seibold von der Hanauer Agentur für Arbeit und Dirk Vogel vom Kommunalen Center für Arbeit die aktuelle Lage. Sie skizzierten gangbare Wege zu einer raschen Integration der Flüchtlinge, wobei sie klarstellten, dass derzeit viele Verfahren neu geregelt werden.
Mit den Worten „Beschäftigung ist die beste und schnellste Maßnahme zur Integration – und die kann nur mit Ihrer Hilfe gelingen“ dankte IHK-Präsident Reichhold den Teilnehmern des Informationsgesprächs für ihre Bereitschaft zur Hilfe. Reichhold kündigte nach der Diskussion ferner an, die Unternehmen im Main-Kinzig-Kreis künftig stärker zum Mitmachen bei der Integration der Flüchtlinge motivieren zu wollen. Es gehe darum, die vorhandenen Potenziale im Arbeits- und Ausbildungsmarkt „bis zum Anschlag“ zu nutzen. „Das Glas ist mindestens halbvoll“, ermunterte Reichhold die Unternehmen, künftig auch geeignete Flüchtlinge zu beschäftigen. Wichtig sind laut dem IHK-Präsidenten eine möglichst schnelle Klärung des jeweiligen Rechtsstatus sowie eine möglichst frühzeitige Abklärung der beruflichen Kompetenzen der arbeitsuchenden Flüchtlinge. „Das erfolgt bislang zu spät“, bedauerte Reichhold.
Ganz entscheidend sei auch eine gezielte Sprachförderung. „Die Integration selbst wird uns nur gelingen, wenn wir die ganz große Mehrheit der Flüchtlinge in Arbeit bringen – sei es als Arbeitnehmer, sei es als Selbständige“, betonte Reichhold.
Der IHK-Präsident dankte den Referenten auch für zwei wichtige Hinweise: Alle Unternehmen können Flüchtlingen, die seit mindestens drei Monaten registriert sind, unbürokratisch und schnell helfen! Weitgehend ohne bürokratischen Aufwand möglich sind entweder vierwöchige, unentgeltliche Praktika zum Einarbeiten in Deutschland mitsamt aussagekräftigen Zeugnissen im Nachgang oder eine Berufsausbildung für jüngere Migranten. In beiden Fällen ist eine vorherige Kontaktaufnahme zum „Amt für Sicherheit, Ordnung, Migration und Integration“, der sogenannten Ausländerbehörde, vonnöten sowie eine Anmeldung bei der Berufsgenossenschaft.
Weitere Informationsabende sind geplant für Dienstag, 10. November, in den Räumen der Kreishandwerkerschaft Gelnhausen und für Mittwoch, den 9. Dezember, im Rasthof an der A 66 in Schlüchtern. (IHK)