Mehr Zeit für seine Familie zu haben ist eine wichtige Motivation für Jens Gottwald, sich aus dem Management und dem Aufsichtsrat der Hebeisen White Wings zurückzuziehen. Hier mit seiner Ehefrau Cornelia Gottwald auf dem Sportpresseball in Frankfurt - Foto: Privat -
Sport. Jens Gottwald war jahrelang das „Gesicht“ der Hebeisen White Wings und gilt als Vater des neuen Hanauer Basketball Erfolges, wie es anlässlich einer Pressekonferenz Anfang des Jahres seitens der White Wings hieß. Nun hat er sich Ende Februar aus dem Management und dem Aufsichtsrat der White Wings komplett zurückgezogen. Grund genug für die Redaktion von Hanauonline.de um mit Jens Gottwald zu sprechen.
Wie fühlen sie sich nach Ihrer Entscheidung?
Mir geht es soweit sehr gut. Natürlich habe ich diesen Schritt mit einem lachenden und einem weinenden Auge getätigt. Nach all den Jahren, die viel Spaß gemacht aber auch viel Kraft gekostet haben, geht man nicht so einfach. Allerdings sind die White Wings nach all der Zeit sehr gut aufgestellt und ich bleibe dem Projekt als Fan erhalten. Basketball war schon immer meine Leidenschaft und wird auch weiterhin eine Rolle in meinem Leben spielen. Aber ich muss jetzt nicht mehr zu irgendwelchen Sitzungen, bei jedem Spiel anwesend sein, nachts telefonieren oder irgendwelche Probleme beheben. Das ist doch sehr angenehm.
Was hat Sie zu diesem Schritt bewegt?
Mein Terminkalender ist gerade im letzten Jahr immer voller geworden. Ich selbst habe zielgerichtet für meinen vierten Dan Ju-Jutsu trainiert und mir fest vorgenommen auch meinen fünften Dan noch abzulegen. Familiäre Projekte sind in den Vordergrund gerückt und meine Gesundheit muss ich mehr im Auge behalten als andere. Hinzu kommt das sehr erfolgreiche Hanauer Ju-Jutsu Fighting Team des KSC. Derzeit habe ich als Trainer drei Athleten im Bundeskader und zahlreiche Kämpfer im Landeskader. Das erfordert viel Zeit und gemeinsam wollen wir noch weitere Erfolge sammeln. Da bleibt immer weniger Zeit für den Basketball übrig und das hat das White-Wings-Projekt nicht verdient.
Dann hinterlassen Sie jetzt ein schweres Erbe?
Nein, das ist völliger Blödsinn. Die Geschäftsstelle ist mit den Mitarbeitern und an der Spitze dem Geschäftsführer Sebastian Bartholomäus sehr gut aufgestellt. Mein Nachfolger im Management, Kim Vasta, macht einen tollen Job und er wird unterstützt vom Aufsichtsratsvorsitzenden Harald Nickel und dem Wirtschaftsratsvorsitzenden Marc Weinstock. Sportlich sind die White Wings mit Sportdirektor Helmut Wolf und Trainer Simon Cote ebenfalls höchst professionell aufgestellt
Wie können da die neuen Verantwortlichen Kim Vasta und Marc Weinstock den White Wings helfen?
Zunächst einmal ist Marc Weinstock geschäftlich sehr erfolgreich, ein absoluter Profi und investiert in die Entwicklung der Pioneer Kaserne. Darüber hinaus hat er bereits bei den Handballern des THW Kiel bewiesen, ein Team ganz nach oben führen zu können. Für Hanau hat er sich den Erfolg der White Wings vorgenommen und sich dem Projekt Hallenbau verschrieben. Mit seinem Wissen und Können, davon bin ich überzeugt, können es die White Wings bis in die 1. Basketballbundesliga schaffen. Er kann der Motor des zukünftigen Erfolges sein. Kim Vasta ist ebenfalls ein absolut professionell arbeitender Geschäftsmann, der seine ganze Erfahrung im Projekt derzeit einbringt. Ich selbst habe mit ihm bereits einige Termine wahrgenommen und mit ihm zusammengearbeitet, was mich zur Erkenntnis brachte: er ist eine absolute Bereicherung für das Projekt. Mit allen von mir vorgenannten Personen haben die White Wings eine schlagkräftige Führung.
Wie würden Sie den Weg der White Wings umschreiben?
Eine absolute Erfolgsgeschichte und tolle Werbung für die Brüder-Grimm-Stadt Hanau.
Herr Cerwick von der Gebäudereinigung Seits ist ein treuer Sponsor seit den Anfängen des White-Wings-Projekts - Foto: Privat -
Können Sie sich noch daran erinnern, wie alles anfing?
Ja, selbstverständlich. Als stellvertretender Vorsitzender der Turngemeinde Hanau habe ich 2002 das erste Mal mit dem Trainer der ersten Herrenmannschaft, Sven Witt, darüber gesprochen, wie man den Basketballsport in Hanau wieder nach vorne bringen könnte. Erste kleine Veränderungen haben wir bereits in den Jahren 2002 und 2003 vorgenommen. Da hatten wir keine Legitimation, sondern haben einfach gearbeitet und bereits kleine Dinge professionalisiert. Mit der Firma Seitz Gebäudereinigung, vertreten durch Herrn Cerwick, hatten wir dann einen sehr engagierten Trikotsponsor der ersten Herrenmannschaft, der den Hebeisen White Wings bis heute treu geblieben ist.
In der Oberliga fand "Hanau bebt" noch als Sonderevent in der August-Schärttner-Halle statt - Foto: Privat -
Wie ging der Weg dann weiter und was waren aus Ihrer Sicht bedeutende Meilenseine?
Sehr schnell stießen zum Engagement von Sven Witt und mir auch Martin Schenk und Mate Condic hinzu. Das war die Keimzelle für alle weiteren Planungen. Es wurde der Kontakt zu weiteren Sponsoren aufgebaut und das Umfeld der Heimspiele verbessert was zu mehr Zuschauern führte. Gleichzeitig arbeiteten wir alle an einem Konzept, dass wir im Jahr 2005 im damaligen Hotel Mercure der Öffentlichkeit vorstellten. Das Konzept „Höhenflug“, das wir gemeinsam ausgearbeitet haben sollte die White Wings zielgerichtet aus der Oberliga bis in die 2. Basketballbundesliga führen. Nicht allen gefiel dies und bekannte Funktionäre hatten damals sogar Angst davor, dass wir öffentlich ein Ziel bekannt gegeben haben. Was ein Quatsch. Wenn wir unsere Ziele nicht erreicht hätten, hätten wir dies öffentlich erklärt und weiterarbeiten müssen. Für die dann erforderliche weitere Entwicklung war auch ein Wechsel der Heimspielstätte wichtig und erforderlich. Der Wechsel von der Jahnhalle in die Main-Kinzig-Halle führte u.a. dazu, dass sich die Zuschauerzahlen positiv entwickelten. Dank dem insgesamt zielgerichteten Arbeiten, was vielen Sponsoren sehr gut gefallen hat, war es erst möglich so erfolgreich zu agieren und bereits ein Jahr vor der gesetzten Frist den Aufstieg in die 2. Basketball-Bundesliga Pro B zu realisieren. Dieser Aufstieg war ganz wesentlich auch dem damaligen Trainer Hans Beth zu verdanken, der das Projekt wieder ein Stück voran brachte. Der nächste große und für das Projekt positive Schritt war die Ausgliederung der White Wings aus dem Verein in eine GmbH. Das führte zu einer weiteren notwendigen Professionalisierung.
2009: Meister der Regionalliga Südwest in Trier. Sogar Oberbürgermeister Kaminsky war an die Mosel gereist. EX-OB Margret Härtel war auch da. - Foto: Privat -
An welche herausragenden Momente erinnern Sie sich gerne?
Da gibt es sehr viele. Natürlich an die wunderschönen Spiele und Siege. Gerade auch die Aufstiege haben immer wieder die notwendige Kraft gegeben weiter zu machen. Dann waren da die legendären Auswärtsfahrten und das Aufstiegsspiel in Trier, das wir mittels eigener Musikanlage und DJ zu einem Heimspiel machten. Gleiches geschah auch in Kronberg und Horchheim. Die Aufstiegssaison aus der 2. Regionalliga in die 1. Regionalliga war generell eine tolle Saison. In der 1. Regionalliga war das erste Auswärtsspiel in Göppingen richtungsweisend. Mit einem letzten Wurf in letzter Sekunde von der Mittellinie rettet uns Anish Sharda in die Verlängerung, die die White Wings dann gewinnen konnten. Chris Miles bleibt mit seinem Wurf in letzter Sekunde gegen Saarloius in eigener Halle unvergessen, der den Sieg mit nur einem Punkt und die vorzeitige Meisterschaft bedeutete. Die Halle stand damals Kopf. Und natürlich waren da viele Marketingaktionen wie beispielsweise der Riesenball auf dem Kurt-Blaum-Platz, dem Kinopolis oder der Johanneskirche, die unser Projekt auszeichneten. Die vielen Podiumsdiskussionen und gesellschaftlichen Veranstaltungen rundeten das damalige Konzept ab.
Bei wem wollten Sie sich schon immer einmal bedanken?
In erster Linie bei meiner Frau und meiner Familie, die mir den Freiraum gelassen haben so viel für die White Wings zu bewegen. Dann allen weiteren ehrenamtlichen Helfern, die die White Wings getragen haben und allen Weggefährten und Partnern die auch in schwierigen Zeiten zum Projekt und mir gestanden haben. Ganz besonders bedanke ich mich da bei Mate Condic, Thorsten Wünschmann, Harald Nickel, Sen Witt und Helmut Wolf.
Was wünschen Sie sich für die White Wings in Zukunft?
Natürlich weiterhin viel Erfolg und einen Aufstieg in die erste Liga. Das wäre für Hanau ein echter Knaller.
Herr Gottwald, vielen Dank für das Gespräch.
Hanauonline.de bedankt sich bei Jens Gottwald für die sehr gute Zusammenarbeit über die vielen Jahre und den Aufbau dieses herausragenden Sportprojektes in Hanau.
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