Sportdirektor Helmut Wolf - Foto: HWW -
Basketball. Das zweite Jahr in einer neuen Spielklasse ist bekanntermaßen das schwierigste. Die HEBEISEN WHITE WINGS scheinen die Sportlerweisheiß außer Kraft zu setzen. Mit neun Siegen haben sie die Hinrunde abgeschlossen und überwintern auf Tabellenplatz sechs – obwohl die Konkurrenz teilweise mehr Spiele bestritten hat.
Die Hanauer Zweitligabasketballer denken deswegen über neue Saisonziele nach. „Natürlich ist der sechste Platz schön und war so nicht zu erwarten. Aber wir halten an unserem Ziel fest, den Klassenerhalt möglichst frühzeitig zu sichern“, sagt Sportdirektor Helmut Wolf. Dennoch sei eine Platzierung unter den ersten Acht ein Bonbon für den Club, die Fans und die ganze Stadt.
Die HEBEISEN WHITE WINGS konnten in den 15 Spielen neun Siege einfahren. In der heimischen Main-Kinzig-Halle waren es in acht Spielen fünf, darunter der höchste Saisonsieg gegen Trier (78:53). Der Sieg beim BBL-Absteiger Crailsheim mit nur sieben Mann auf dem Court zählt zweifelsohne zu den bisherigen Highlights in fremden Hallen. Weil das Spiel gegen Baunach aufgrund der U18-EM in den Februar verlegt wurde, haben die Hanauer ein Spiel weniger als die meisten Konkurrenten absolviert.
Dass die Bilanz der Flügelträger so positiv ausfällt, hat mehrere Gründe. So leisten sich die Mannen von Headcoach Simon Cote nur 12,3 Ballverluste pro Spiel – ligaweiter Bestwert, noch vor den BBL-erfahrenen Jungs vom Mitteldeutschen BC. Dazu zählen die Jungs aus der Goldschmiedestadt zu den besten Distanzschützen. Mit 36,6 Prozent Trefferquote von der Dreierlinie sind sie das viertgefährlichste Team. All das lässt die HEBEISEN WHITE WINGS von den Playoffs träumen, schließlich langten vergangene Saison 14 Siege zum Einzug in die KO-Runde. Aktuell haben die Flügelträger vier Punkte Vorsprung auf Platz neun, dem ersten Nicht-Playoff-Platz. Viel entscheidender für den ProA-Ligisten ist mit Blick auf das ausgegebene Saisonziel Klassenerhalt aber der komfortable Vorsprung auf die Abstiegszone, der bereits zehn Punkte beträgt. „Die Saison ist noch lang. Wenn es richtig gut läuft, können wir vielleicht um die Playoffs mitspielen“, warnt Wolf vor zu großen Erwartungen.
Ein Blick auf die persönlichen Statistiken der Spieler verrät weitere Stärken der HEBEISEN WHITE WINGS, die sich von diversen Verletzungen nicht von ihrem Weg haben abbringen lassen. Brian Sullivan fiel aufgrund einer Schulterverletzung immer wieder aus, Paul Albrecht konnte aufgrund einer Sprunggelenksverletzung seit dem Trier-Spiel Anfang November nicht mehr mitwirken. Gerade diesen beiden, aber auch dem Rest der Truppe, kommt die verlängerte Weihnachtspause daher gerade recht. Albrecht wird wohl gleich im ersten Spiel am 7. Januar gegen Nürnberg wieder auf dem Parkett stehen, Sullivan war schon vor den Feiertagen wieder auf dem Court zu sehen.
Auch aufgrund der Ausfälle haben die HEBEISEN WHITE WINGS echte Dauerbrenner in ihren Reihen. Eugene Harris und Kruize Pinkins standen jeweils über 515 Minuten auf dem Parkett, kein anderer Spieler der Liga hat im Schnitt mehr Einsatzzeit. Müde werden die Hanauer aber nicht, dafür haben sie im Sommer die Grundlagen gelegt. Im Gegenteil: Pinkins wurde im November zum Spieler des Monats gewählt, glänzte nicht nur mit neun Double-Doubles sondern ist mit 18,9 Punkten und 9,6 Rebounds pro Begegnung in beiden Kategorien auf Platz zwei zu finden – und so ganz nebenbei zum effektivsten Spieler der Liga geworden.
Die Hanauer sind aber mehr als Pinkins, wie ein weiterer Blick auf die Statistiken zeigt. So glänzt Paul Albrecht mit der besten Dreierquote des Teams (66 Prozent), die meisten Distanzwürfe getroffen hat aber Eugene Harris mit 39 erfolgreichen Versuchen (37 % Quote). Auch von der Freiwurflinie ist Albrecht der sicherste Schütze (82%). Pinkins wird von den Gegner aber am häufigsten an die Linie geschickt (64 Treffer bei 83 Würfen). Bei den Assists führen Harris und Till-Joscha Jönke das Team mit über vier Vorlagen pro Partie. Auf den ersten Blick verwunderlich ist auch die Reboundstatistik. Da überragt Pinkins zwar mit seinen fast zehn Rebounds, doch danach greift sich Jönke (4,8) die meisten Rebounds. „Das zeigt eigentlich nur, dass wir als Team funktionieren und gerade die großen Jungs gut ausboxen und wir geschlossen zum Rebound gehen“, so Wolf.
Bereits seit Dienstag bereiten sich die HEBEISEN WHITE WINGS wieder auf die Rückrunde vor. Die US-Amerikaner sind von ihrem kurzen Heimatbesuch wieder in der Brüder-Grimm-Stadt angekommen. „Die kurze Auszeit war wichtig. Weniger für den Körper als für den Kopf“, sagt der Sportdirektor.
Gelingt es dem Team, die Leistungen zu bestätigen und insbesondere in den Duellen mit den direkten Kontrahenten zu punkten, steht dem vorzeitigen Erreichen des Saisonziels nichts im Wege. Erst dann darf in Hanau von mehr geträumt werden. (HWW)