Kahlgründer Äpfel - Foto: Obstwiesenretter -
Mömbris. Wo sind die in vielen Kahlgrund- und Spessartdörfern beheimateten und meist nur im engen Umkreis beliebten Dorf- und Lokal-Streuobstsorten geblieben? Die Obstwiesenretter Kahlgrund-Spessart starteten dazu an ihrem Regionalen Streuobsttag im Mai 2017 ein langfristiges Projekt: „Sicherung und Erhalt von Dorf- und Lokalobstsorten der Region Kahlgrund-Spessart“.
Nun soll der Familientag am Sonntag den 17. September in Mömbris erneut eine Gelegenheit für „Lokalsorten-Finder“ bieten, echte regionale Streuobstsorten zur Erfassung zu melden.
Ziel des Obstwiesenretterprojektes ist das Wiederfinden, Erfassen, Prüfen und die anschließende Eintragung und Wiedervermehrung der noch nicht dokumentierten, original regionalen Streuobstsorten. Während des Streuobsttages wurden bereits 5 lokale Apfelsorten und eine Dorf Birnensorte von verschiedenen Streuobst Interessierten gemeldet. Rasselapfel (wegen rasselnder Kerne) und Spitzapfel aus Mömbris, Christkindler aus Sailauf, Amrheinsapfel aus dem Raum Alzenau und Himbeerapfel aus Geiselbach sind die genannten Apfelsorten. Aus Geiselbach wurde auch ein Standort eines alten Baumes der echten Dorfsorte Haferkrüps Birne gemeldet.
Im Juli wurde zudem der Vorsitzende der Obstwiesenretter Günter Winter über eine Tafelobst Dorfbirnensorte aus Esselbach im Spessart informiert. Ein 88-jähriger Mann aus Esselbach hatte über das Sortenerhaltungsprojekt der Obstwiesenretter in der Monatszeitschrift Spessart erfahren und sich dazu an die Redaktion gewendet. In der Erntezeit will dieser den Obstwiesenrettern die Früchte des besonderen Birnbaumes vorlegen und den genauen Standort melden.
Veredelter Apfel-Halbstamm - Foto: Obstwiesenretter -
Nach ersten Überprüfungen der Meldungen durch die Obstwiesenretter müssen Fruchtproben des Christkindler Apfels aus Sailauf mit dem bestehenden, historischen Elsässer Christkindler Apfel verglichen werden. Der gemeldete Himbeerapfel aus Geiselbach dürfte nach den Schilderungen des örtlichen Melders nicht mit dem Oberländer Himbeerapfel aus Oberschwaben/Baden-Württemberg vergleichbar sein. Eine genaue Prüfung und endgültige Feststellung, kann aber erst nach Untersuchung der bei den Obstwiesenrettern eingereichten Früchte, durch erfahrene Pomologen erfolgen.
Zu zwei bekannten Personen dieser mit großem Fachwissen und Erfahrung ausgestatteten Obstbau- und Sortenkenner haben die Obstwiesenretter bereits Kontakt aufgenommen. Diese sollen unabhängig voneinander die eingereichten Früchte begutachten und auf sogenannte Verwechslersorten/ bereits bestehende Sorten prüfen. Für den verschollenen Schullehrersapfel aus Königshofen, von dem bisher kein Baum mehr gefunden werden konnte, haben die Obstwiesenretter nun sogar einen Finderlohn vom 30 Litern Apfelwein ausgesetzt. Dieser Apfel soll in Geschmack und Lagerfähigkeit eine absolute Spitzensorte gewesen sein. Vielleicht wurde diese Apfelsorte auch in umliegenden Dörfern aufveredelt und kann damit wieder gefunden und gesichert werden.
Am Familientag am 17. September 2017 in Mömbris von 14:00-18:00 Uhr an der historischen Ölmühle ist die weitere Meldung von Dorf- und Lokal Streuobstsorten im Rahmen des Streuobst-Lokalsorten Erhaltungsprojektes Kahlgrund/Westspessart möglich. Am Stand der Obstwiesenretter Kahlgrund-Spessart nehmen Vorstandsmitglieder die Fruchtproben (mind. 5 - 10 Früchte aus unterschiedlichen Bereichen eines Baumes) entgegen und dokumentieren die von dem Melder/Finder bekannten Daten der Dorf- und Lokalobstsorten. Als Angaben sind dazu der örtliche Name der Frucht (wenn noch bekannt), der Standort des Baumes sowie die Früchte und die Kommunikationsdaten des Melders/Finders erforderlich.
Die Obstwiesenretter hoffen wieder auf rege Mithilfe der Einwohner und der örtlichen Streuobstkenner, damit zumindest ein Teil der historischen Obstbaukultur im Kahlgrund und dem Westspessart gesichert werden kann. Schon im kommenden Winter können dann von den Veredelungs-Spezialisten der Obstwiesenretter Edelreiser von den überprüften Streuobstbäumen gewonnen und im Frühjahr junge Wildlingsunterlagen damit veredelt werden. Dann wären die „wiederentdeckten“ Lokal- und Dorfsorten als ein Teil der historischen Streuobstkultur Kahlgrund-Spessart in einem ersten Schritt gesichert.
Weitere Infos zu den vielfältigen Aktivitäten der Obstwiesenretter Kahlgrund-Spessart sind auf deren Website unter www.obstwiesenretter-kahlgrund-spessart.de zu finden. (Wissel)