Szene aus "Aschenputtel" - Saison 2014 - Archivbild: Günter Gottlieb -
Hanau. „Die Antworten der Landesregierung auf die Anfrage des Abgeordneten Jörg-Uwe Hahn dokumentieren eine erschreckende Intransparenz bei der Zuteilung von Zuschüssen für die verschiedenen hessischen Festivals. Ich kann mich der öffentlich geäußerten Kritik unseres Intendanten; Frank-Lorenz Engel, deshalb nur anschließen, und zwar sowohl was die Forderung nach einer spürbaren Erhöhung der Förderung für die Brüder Grimm Festspiele angeht als auch den Appell, endlich nachvollziehbare, transparente und gerechtere Kriterien bei der Mittelverteilung zu erarbeiten.“
Nach den Worten von Oberbürgermeister Claus Kaminsky könne er sich angesichts der dieser Tage bekanntgewordenen Zahlen hinsichtlich der ungleichen Förderung verschiedener Festspiele nicht des Eindrucks erwehren, dass „hier Steuergelder nach Gutdünken verteilt werden“.
Da Festspielleiter Engel derzeit an den neuen Förderantragen für die Saison 2016 arbeite, seien die Zahlen gerade noch rechtzeitig veröffentlicht worden, um die Erkenntnisse daraus zu berücksichtigen. „Das Timing hätte kaum besser sein können und wir haben dem Abgeordneten Hahn dafür zu danken, dass sein Vorstoß die ideale Basis für unsere Argumentation für eine erhöhte Bezuschussung liefert,“ so Hanaus OB. Trotz der neuen Ausgangslage würde die Stadt die Anträge für Fördermittel fristgerecht bis zum 31. Oktober beim Ministerium für Wissenschaft und Kunst einreichen.
Kaminsky hat darüber hinaus sofort die Initiative ergriffen, um den Kontakt zu seinem Bad Vilbeler Kollegen Dr. Thomas Stöhr zu suchen. Die dortigen Festspiele erhalten ähnlich wie die Hanauer Open-Air-Reihe nur eine Minimalförderung, die in keinem Verhältnis zu den Besucherzahlen steht. Direkt nach Rückkehr aus dem Urlaub seines Kollegen will Kaminsky sich mit dem Vilbeler Bürgermeister darüber verständigen, wie sie gemeinsam als die beiden benachteiligten Kommunen beim Ministerium für Wissenschaft und Kunst erfolgreich darauf drängen können, dass die Förderrichtlinien überarbeitet werden. „Gemeinsames Ziel ist dabei natürlich, künftig eine angemessene und damit höhere Zuweisung zu erhalten.“
Die ministerielle Antwort auf die Anfrage des Abgeordneten Hahn hatte ein offensichtliches Ungleichgewicht bei der finanziellen Unterstützung der verschiedenen hessischen Festspielreihen ergeben. Während die Bad Hersfelder Festspiele in 2015 mit einem Zuschuss in Höhe von 577.000 Euro kalkulieren konnten, erhielten die Brüder Grimm Festspiele lediglich 12.500 Euro und die Burgfestspiele Bad Vilbel nur 10.000 Euro. Auch unter Berücksichtigung der Zuschauerzahlen bleibt das deutliche Ungleichgewicht bestehen.
„Ich stimme dem Ministerium zu, wenn es heißt, dass sich Kunst einer objektiven Bewertung entzieht und aus dem Grad des Publikumszuspruchs nicht auf die künstlerische Qualität einer Veranstaltung geschlossen werden darf. Doch das darf nicht im Umkehrschluss dazu führen, dass diese beiden Kriterien völlig außer Acht gelassen werden,“ erinnert Hanaus OB daran, dass die Brüder Grimm Festspiele nicht nur drittgrößte Open-Air-Theaterreihe im Land, sondern auch eines der herausragenden überregionalen Leuchtturm-Projekte sind, dank derer sich die Stadt als kulturelle Hochburg im Osten des Rhein-Main-Gebiets habe etablieren können. Die erhebliche Förderung durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain, die in den letzten Jahren explizit mit Blick auf die hohe künstlerische Qualität der Festspiele bewilligt wurde, sei ein zusätzliches Indiz für deren außerordentliche Strahlkraft.
„Es wäre vielleicht hilfreich, wenn der zuständige Minister im nächsten Jahr der Einladung nach Hanau einmal Folge leisten und sich selbst davon überzeugen würde, auf welch hohem Niveau hier Open-Air-Theater in einem einmaligen Ambiente geboten wird,“ bedauert Kaminsky abschließend, dass abgesehen von einem Besuch des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier im Jahre 2012 kein hochrangiges Mitglied der Landesregierung den Weg zu den Brüder- Grimm-Festspielen gefunden hat. (Quelle: Stadt Hanau)