Bedeutende Hanauer Sammlung ist im ersten Grundlagenwerk über deutsche Unternehmenssammlungen vertreten
Hanau. Erstmals ist jetzt ein umfassendes Grundlagenwerk erschienen, das die bislang öffentlich kaum bekannte Vielfalt an Kunstsammlungen deutscher Unternehmen und deren kulturelles Engagement dokumentiert. Neben den „Corporate Collections“ von Weltkonzernen wie Deutsche Bank, Axa, Faber Castell, Allianz, Montblanc und vielen anderen großen Namen stellt das 468 Seiten starke, reich bebilderte Buch auch die bedeutende Sammlung eines mittelständischen Unternehmens aus Hanau vor: der Kanzlei Nickel-Eiding.
„Wir sind stolz, unser Engagement für die Kunst und Kultur in einer solch wichtigen Publikation wiederzufinden und im gleichen Umfang wie die berühmten Sammlungen der vertretenen Weltunternehmen gewürdigt zu wissen“, sagt Rechtanwalt Harald Nickel, der sich mit seiner neuen Partnerschaftsgesellschaft im November vergangenen Jahres am Sophie-Scholl-Platz 2 in Hanau, einem restaurierten ehemaligen Gebäude der Hutier-Kaserne, angesiedelt hat und Niederlassungen in Frankfurt am Main und Gelnhausen unterhält.
Die im Jahre 2000 von Harald Nickel gegründete und im Zuge der Neuausrichtung der Kanzlei erweiterte Sammlung ist einzigartig unter den 70 vorgestellten „Corporate Collections, Sammlungen, die laut Verlag den Museen und Ausstellungshäusern an Aktualität und Qualität auf dem Gebiet der zeitgenössischen Kunst in Nichts nachstehen. Sie konzentriert sich – von wenigen Ausnahmen wie dem international bekannten einheimischen Bildhauer Claus Bury abgesehen – auf Künstler, die im jahrzehntelang unfreien Teil Deutschlands für das Recht auf freie Meinungsäußerung und freie Kunstausübung gekämpft haben, sich durch Repressalien und Ausreiseverbote nicht haben entmutigen lassen und letztlich wesentlich zum Fall des Unrechtssystems DDR beigetragen haben. Die Sammlung trägt den sowohl provokanten als auch programmatischen Namen „Unangepasst. ‚Nischenkünstler’ in der ehemaligen DDR“. Für Harald Nickel und seine Kollegen ist die Kunstsammlung nicht nur ein wunderbares Kommunikationsinstrument innerhalb und außerhalb der Kanzlei, sondern auch Verpflichtung, gleichermaßen für die Freiheit der Kunst wie die der Rechtssprechung einzutreten.
Frieder Heinze, 1986 Foto: Holger DellDas im Verlag „Deutsche Standards“ erschienene Werk hebt besonders den bei Nickel-Eiding mit mehr als 20 Bildern besonders stark vertretenen Chemnitzer Maler Klaus Hähner-Springmühl (1950-2006) hervor, eine der größten und einflussreichsten Persönlichkeiten der alternativen DDR-Kunstszene der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Er war Vorbild und Mentor von vielen jüngeren ostdeutschen Künstlern, die nach der Wende zu internationalem Ruhm gelangt sind. Zwei seiner Arbeiten sind in dem Kompendium abgebildet, andere von Gil Schlesinger und ein weiteres ganzseitig von Frieder Heinze, dessen elf Meter hohe, auf Initiative von Harald Nickel und mit Unterstützung anderer namhafter Firmen errichtete Stelen seit dem Jahre 2001 das Bild des Hanauer Ulanenplatzes prägen. Heinze war 1984 Mitinitiator der ersten, vom Staatlichen Kunsthandel nicht genehmigten und von der Stasi beinahe verbotenen großen freien Kunstausstellung in der DDR, die internationales Aufsehen erregte.
Das Grundlagenwerk berichtet zudem, dass die Sammlung von der Hanauer Galeristin Gesine Simpfendörfer-Dell und dem Journalisten Holger Dell professionell betreut wird, wie es bei den meisten „Corporate Collections“ der Fall sei. Das Ehepaar betreibt nicht nur die Galerie ’88 in Hanau, sondern kuratiert seit zweieinhalb Jahrzehnten auch Ausstellungen von Museen, Kunstvereinen und Sammlungen von anderen Unternehmen in ganz Deutschland. Auf Wunsch nach telefonischer Verabredung (06181-85276) führt es an Wochenenden durch die in zwölf Räumen mit 600 Quadratmetern Fläche untergebrachte Sammlung. Diese hebt sich, wie es das Buch vermerkt, von der vieler anderer Firmen dadurch ab, dass sie öffentlich zugänglich ist. Sie kann – allerdings ohne Führer – auch während der Kanzleizeiten montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr kostenlos besucht werden. Zusätzlich zur Ausstellung der eigenen Sammlung präsentiert die Kanzlei Nickel-Eiding immer wieder Sonderausstellungen bekannter Maler und Grafiker und herausragender Nachwuchskünstler.
Das Buch „Corporate Collections“, herausgegeben von Olaf Salié, Friedrich Conzen und dem Arbeitskreis Corporate Collecting des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft beim BDI e.V., 468 Seiten, Leinen, ISBN: 978-3-942597-22-7, kann für 65 Euro über den Buchhandel bezogen werden. (HD)