Lamboyfest auf dem Schlossplatz - Foto: Gottlieb -
Hanau. Seit 2005 steht die Hanauer Altstadt regelmäßig einmal im Jahr unter einer Belagerung der ganz besonderen Art und erinnert damit an die historisch bedeutsame Befreiung der Hanauer Bürgerschaft am 13. Juni 1636. Immer um dieses bedeutsame Datum herum wird das Hanauer Lamboyfest gefeiert. Dann gehören drei Tage lang die Straßen und Gassen den Gauklern und fahrenden Händlern, den Musikern und Bands, aber vor allem den großen und kleinen Besucherinnen und Besuchern.
„Obwohl es eines der ältesten Volksfeste Hessens ist, präsentiert sich das Fest auch in seiner 381. Neuauflage höchst attraktiv und lebendig mit einem Programm, das für jeden Geschmack und jedes Alter etwas bietet“, freut sich Oberbürgermeister Claus Kaminsky über die gelungene Zusammenstellung und erinnert daran, dass es nur dank der engagierten Mitwirkung vieler gelungen sei, das Traditionsfest wieder fest im Hanauer Kulturleben zu verankern. Dazu habe die Entscheidung, das Fest in die Hanauer Altstadt zu verlagern, ganz wesentlich beigetragen. „Das Ambiente rund um das Goldschmiedehaus bis hin zum Schlossplatz bietet eine wunderbare Kulisse für ein Fest mit derart historischen Wurzeln.“
Das Hanauer Traditionsfest kann mit der 381. Wiederkehr auf eine lange Historie zurückblicken und bietet auch in diesem Jahr ein facettenreiches Programm, das auf fünf Bühnen einen gelungenen Bogen von traditionellen keltischen Tönen über „Musik für die menschlichen Problemzonen“ bis hin zu herausragend gecoverten Rock- und Popstücken schlägt. Abgerundet wird das Angebot durch eine informative Sonderausstellung in der Marienkirche sowie einen Mittelaltermarkt für Kinder und das Biber-Kinderfest.
Wie der OB erläutert, wird es auch in diesem Jahr wieder den „Eventbecher“ geben, mit dessen Kauf jeder einzelne einen kleinen Beitrag zur Finanzierung Festprogrammes beitragen kann. Die Becher zum Preis von 2 Euro müssen jedoch nur beim ersten Getränkekauf erworben werden. Bei jedem weiteren Getränk können die gebrauchten Becher gegen frische eingetauscht werden. Zu guter Letzt können die Becher nach Abschluss des Festes bei verschiedenen Partnern gegen Rabatte eingelöst werden. „Damit trägt jede Besucherin und jeder Besucher dazu bei, dass das Angebot des Lamboyfestes auf dem gewohnten hohen Niveau auch künftig bei freiem Eintritt aufrecht erhalten werden kann“, unterstreicht Kaminsky die Bedeutung und ergänzt, dass die Qualität des Programms existenziell für die hohe Akzeptanz des Festes in der Hanauer Bevölkerung und über die Stadtgrenzen hinaus ist.
Mit mehr als 50 Bands und Künstlern, die auf den Bühnen auf dem Schlossplatz, vor dem Goldschmiedehaus, in der Großen Dechaneigasse, in der Steinstraße sowie in der Rappengasse auftreten, bietet das Lamboyfest ein vielseitiges Spektrum, das im Veranstaltungskalender der Region seinesgleichen lange suchen muss. „Denn bei gleichbleibend hoher Attraktivität und Aktualität sind alle Veranstaltungen nach wie vor kostenfrei zu besuchen“, erinnert Oberbürgermeister Kaminsky an diesen ganz wichtigen Aspekt.
Dabei mag sich manch einer beim Blick in die Historie wundern, dass die Hanauerinnen und Hanauer ihr Fest nach einem einstigen Belagerer Graf Wilhelm von Lamboy (Guillaume de Lamboy) benannt haben, der fast ein Dreivierteljahr vor den Stadtmauern ausharrte, bis Wilhelm V. von Hessen-Kassel auf Bitten seiner Hanauer Gemahlin Amalie Elisabeth im Trutzbündnis mit der schwedischen Armee mit 10.000 Mann nach Hanau ausrückte, um dort nach heftigem Kampf General Lamboy und die kaiserlichen Truppen in die Flucht zu schlagen. In Erinnerung an die ersehnte Befreiung ordnete seinerzeit Graf Philipp Moritz einen Dank-, Bet- und Bußtag an, den die Hanauer Bürgerschaft alljährlich am 13. Juni begehen sollte.
Einen anschaulichen Eindruck von den Ereignissen um die Belagerung und den Strapazen, die die Menschen im 30-jährigen Krieg in Hanau ertragen mussten, vermittelt eine Tafelausstellung „Hanau im 30-jährigen Krieg“ mit Originalexponaten, die unter der Federführung des Hanauer Geschichtsvereins erstellt wurde, und die auch in diesem Jahr wieder an allen drei Festtagen von 11 bis 20 Uhr in der Marienkirche zu sehen ist. Am Sonntag bieten Erhard Bus und Ferdinand Noweski eine Führung um 16.15 Uhr an. Um 17 Uhr schließt sich ein Vortrag „Deutschland und Europa im Zeitalter der Reformation“ an.
Die offizielle Eröffnung des Festtreibens findet am Freitag, 9. Juni, um 19 Uhr auf der Sparkassen-Bühne auf dem Altstädter Markt durch Oberbürgermeister Claus Kaminsky statt. Anschließend gehört die Bühne „Sabho van Basstisch“ und ab 20.45 Uhr „Tim Ahmed & Band“. Den Abschluss des Tages übernimmt hier „Van Baker & Band“, die ab 22.30 Uhr mit deutschen Partyhits vom Feinsten für Stimmung sorgen.
Während auf der IGHA-Bühne in der Heinrich-Bott-Straße ab 20 Uhr „Dave Glasser and Friends“ feinen Jazz zum besten gibt, gehört die Cubana-Bühne in der Rappengasse ab 20 Uhr der beliebten Hanauer Partyband „Helium 6“, die es wie kaum eine zweite Band schafft, das Publikum zu begeistern. Schließlich bietet der erste Festtag auf der Binding-Bühne am Schlossplatz ab 21 Uhr noch eine ungewohnte Formation, wenn bei „Front of Bockband“ drei charismatische Mitglieder der Band gemeinsam mit Reinhard Paul auftreten.
Einer der ersten Höhepunkte am Samstag, 10. Juni, ist zweifelsohne „Schlickenspitz“ auf der Binding-Bühne auf dem Schlossplatz. Das artistische Kindertheater bietet ab 14 Uhr eine hervorragende Einstimmung auf das große Gauklerfest, das sich um 15 Uhr anschließt. Ab 15.15 Uhr gehört die Bühne „Amarank“, die mit Celtic Irish Folk das Flair Irlands nach Hanau holen. Abgelöst werden sie um 16.45 von „HISS“, die Musik für die menschlichen Problemzonen ‚Bauch, Beine, Hirn‘ bieten.
Nur einige Meter weiter auf der Sparkasse Bühne am Goldschmiedehaus ist ab 15.15 Uhr J. Sanders unplugged zu hören.
Mundgemachte tanzbare Musik versprechen „YeoMen“ ab 19.15 Uhr auf der Binding-Bühne. Die Cubana-Bühne erobert dann ab 20 Uhr „Fayette“, ein siebenköpfiges Künstlerkolletiv mit einem nahezu unerschöpflichen Repertoire. „In Good Company“ – da ist der Name Programm, denn die „Companions“ laden ab 20 Uhr Gäste aus der Hanauer Szene ein, gemeinsam auf der IGHA-Bühne zu spielen. Angekündigt sind u.a. Rverend Schulz, Mirjam Wolf und Marvin Scondo. Aus dem Herzen Rodgaus, direkt auf das Hanauer Lamboyfest kommt die „Lieblingsband“. Ab 21 Uhr auf der Sparkasse Bühne verspricht die Premium-Coverband Unterhaltung auf allerhöchstem Niveau. Keltischer Folk Rock mit bayrischen Texten beschließt den Tag auf der Binding-Bühne ab 22 Uhr, wo IRXN erfrischend neuartige Klangkollisionen präsentieren.
Nicht wie sonst die Marienkirche, sondern die Sparkasse Hanau-Bühne ist am Sonntag, 11. Juni, der Ort, an dem Probst Bernd Böttner und die Vikarin Elisa Schneider um 10.30 Uhr unter dem Motto „Alles Luther oder was ?“ zum evangelischen Gottesdienst einlädt.
Anschließend gibt die Paul-Hindemith-Musikschule einen Einblick in die eigene Arbeit. Um 16 Uhr stehen dann die „Wingerts“ auf dem Programm. „Türzueszieht“ mit ihrer Weltmusik-Comedy leiten dann den Abend ein, der ab 20.30 Uhr von „Buddy & the Sharks“ und damit von Rock’n Roll und Rockabilly dominiert wird.
Auf der Binding-Bühne gibt es ab 14 Uhr wieder artistisches Theater mit Isi und Albert, kurz mit „Schlickenspitz“, und anschließend die zweite Runde der Gauklerparade. Um 16.45 Uhr erzählt dort „Bademeister Schalupke“ aus seinem Alltag am Beckenrand, bevor sich das Publikum auf das „Duo Ohrenschmaus“ freuen kann, das mit „Ebbelwoi-Pop aus Hessen“ gastiert. Der letzte Auftritt auf der Binding-Bühne in diesem Jahr gehört „The Les Clöchards“, die mit ihrer einmaligen Kombination von Schauspiel und Musik für eine mitreißende Show sorgen.
Auch in diesem Jahr wieder dabei ist der „Dichter*innen-Wettestreit“, der um 16.15 Uhr auf der IGHA-Bühne beginnt. Der 55. Hanauer Poetry Slam wird moderiert von Dominique Macri und lädt das Publikum ein zum Lachen, zum Nachdenken und vor allem zum Klatschen. In Kooperation mit dem Trägerverein Kulturzentrum Pumpstation und der merchandevents präsentieren sich einmal mehr erstklassige Slammer.
Den glanzvollen Schlussakzent auf der Cubana-Bühne setzt am Sonntag abend um 18 Uhr „Banjoory“ mit ihrem energiegeladenen Reggaesound. Geboten wird wie immer ein abwechslungsreicher Mix aus eigenen Songs und Cover Stücken. (pshu)