Hanau. „Das Zuhause gemeinsam neu gestalten“ lautete der Titel des zweiten Fachtags Kinderrechte, zu dem am 8. Dezember 2016 rund 50 Lehr- und Fachkräfte aus Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis an der Lindenauschule zusammenkamen. Der Verein Makista – Bildung für Kinderrechte und Demokratie, das Staatliche Schulamt für den Main-Kinzig-Kreis, der Präventionsrat der Stadt Hanau und das Programm „Kinderfreundliche Kommune Hanau“ führten damit die im letzten Jahr initiierte „Bildungsoffensive für Kinderrechte“ fort.
Neuer Partner war das Projekt „Zusammenleben neu gestalten“ der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik. „Um die in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschriebenen Menschenrechte für Kinder im Alltag umfassend umzusetzen, braucht es viele starke Partner und Menschen, die nicht wegschauen“, so Sylvia Ruppel, Leiterin des Staatlichen Schulamts für den Main-Kinzig-Kreis. Auch Oberbürgermeister Kaminsky betont in einer Gesprächsrunde die „große Aufgabe“ sowie die Verantwortung von Erwachsenen, nachhaltige Strukturen zu schaffen, die die Realisierung der Kinderrechte sicherstellen. Im Engagement Hanaus als „Kinderfreundliche Kommune“ drückt sich das aus. Neben Schulleitungen, Lehr- und Fachkräften des Bildungsbereichs und den Kindern selbst werden auch alle in der Verwaltung Hanaus Tätigen für das Menschenrechtspapier sensibilisiert.
Der Fachtag stellte die Kinderrechte als geeigneten Bewertungsrahmen in Entscheidungssituationen und hilfreicher Bezugspunkt zur Reflexion pädagogischer Praxis in den Mittelpunkt. Wie gehen wir mit geflüchteten Kindern und ihren Familien und mit Heterogenität in einer pluralen Gesellschaft um? Wie gelingt es angesichts des gesellschaftlichen Wandels Verantwortung zu stärken und eine inklusive Teilhabekultur zu entwickeln? Den Vortrag zum Schwerpunktthema hielt Christa Kaletsch, Leiterin des Projekts „Zusammen leben neu gestalten“, und lud die Teilnehmenden zum Dialog darüber ein.
Ingrid Koch, Schulleiterin der Lindenauschule Hanau, begrüßte die Teilnehmenden in ihren Räumen. Seit zehn Jahren beschäftigt sich die Schulgemeinde als zertifizierte „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ mit der Förderung eines toleranten und respektvollen Miteinanders. Darüber berichtete in einem späteren Workshop Sebastian Seifried als zuständiger Lehrer. Eine Gruppe Schülerinnen und Schüler der Oberstufe setzte den „Titel“ der Schule in Szenen des stummen, darstellenden Spiels deutlich um: Das Symbol der drei Affen, die „nichts sehen, nichts hören, nichts sagen“ war Kulisse für kinderrechtsverletzende Alltagssituationen bei uns oder weltweit, wie z. B. Gewalt gegen Kinder.
Im „Kinderrechte-Café“ am Nachmittag zeigten u. a. die JuniorBotschafter aus den dritten und vierten Klassen der Brüder-Grimm-Schule Hanau, wie Kinderrechte an der Schule gelebt werden können. Sie stellten vor, wie sie in der wöchentlichen Schulversammlung wichtige Entscheidungen gemeinsam treffen und wie sie mit der Pausenausleihe für ihr Recht auf Erholung und Freizeit aktiv sind. Auch die von der Heinrich-Heine-Grundschule Hanau präsentierte Unterrichtseinheit zum Thema „Ich bin froh in einer Demokratie zu leben, weil...“ bot Gelegenheit darüber nachzudenken, wie schulische Aktivitäten zur Gestaltung eines neuen Zusammenlebens beitragen können.
Zum Abschluss des Fachtags erhielten alle Teilnehmenden ein Materialpaket, das ihren zukünftigen Weg zu einer kindergerechten Schule unterstützten soll. In ihrem Fazit ermutigten Anne Stübing, Vorsitzende des Präventionsrates Hanau, und Schulamtsdirektorin Ina Vaupel: „An vielen Stellen in den Schulen sind Kinderrechte schon implizit umgesetzt. Machen Sie sie auch explizit zum Leitbild ihres pädagogischen Handelns und holen Sie sich dafür Unterstützung – bei Programmen, Vereinen oder anderen Schulen“. Ein dritter Fachtag Kinderrechte in 2017 ist bereits in Planung. (Makista e.V.)