Immer engagiert und freundlich, so können die Hanauer Klaus Remer in Erinnerung behalten - Foto: Privat -
Hanau. Klaus Remer, ehemaliger hauptamtlicher Stadtrat in Hanau und zuletzt seit 2007 ehrenamtlicher Kulturbeauftragter der Stadt Hanau, ist im Alter von 77 Jahren gestorben. Im Rathaus-Eingangsbereich liegt ein Kondolenzbuch aus.
Oberbürgermeister Claus Kaminsky und Stadtverordneten-Vorsteherin Beate Funck würdigen in einem Nachruf die Verdienste Remers: „Er hat mehr als 30 Jahre Kultur in Hanau gestaltet.“ Seinem Engagement sei es zu verdanken, dass sich die Brüder-Grimm-Stadt „als kulturelle Hochburg im Osten der Rhein-Main-Region positionieren konnte.“ In Anerkennung seiner Verdienste war Remer erst im vorigen Sommer mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichneten worden, OB Kaminsky hatte es ihm überreicht.
In Hanau geboren und aufgewachsen, legte Remer 1959 das Abitur an der Hohen Landesschule ab. Nach seinem Studium wurde er von 1967 bis 1985 Gymnasiallehrer, zuletzt als Oberstudienrat an der Karl-Rehbein-Schule.
Remers kommunalpolitisches Engagement begann 1964, als er für die SPD in die Stadtverordnetenversammlung einzog. Der Fraktion gehörte er bis 1985 an, ab 1968 als Fraktionsvorsitzender. Im Juli 1985 wurde er zum hauptamtlichen Stadtrat gewählt und übte dieses Amt bis November 1999 aus. Seine Zuständigkeit lag in den Bereichen Kultur, Schulen, Soziales, Jugend und Sport. 2000 trat Remer in die Wählergemeinschaft Bürger für Hanau (BfH) ein und wirkte bis 2010 im Vorstand mit.
In seine Amtszeit fallen erfolgreiche Ausstellungsprojekte und Jubiläen, darunter die Präsentation „200 Jahre Brüder Grimm“ (1985/86), „400 Jahre Neustadtgründung“ (1997), „150 Jahre Revolution und Turnerbewegung“ (1998) und „1200 Jahre Buchen“ (1998). Ein außergewöhnlicher Akzent in der Förderung der Gegenwartskunst war die Reihe „Stadtbildhauer/Skulpturenpark“ in vier Durchgängen (1986-92), deren Werke teils bis heute zu bewundern sind.
„Insbesondere die kulturtreibenden Vereine konnten immer auf seine aktive Unterstützung setzen“, erinnert Vorsteherin Funck. So zählte der Geehrte zu den Gründungsmitgliedern des Vereins zur Förderung von Kunst und Kultur in Hanau e.V. und übernahm dort wechselnde Funktionen im Vorstand. Seit 1985 war Remer Vorsitzender bzw. stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung der Sparkasse Hanau. „Mit seiner Arbeit für die Stiftung der Sparkasse Hanau ist es ihm gelungen, die kulturellen Besonderheiten in der Region hervorzuheben und in das Blickfeld der Öffentlichkeit zu stellen“, würdigt OB Kaminsky Remer im Nachruf.
Seit Gründung der Bürgerstiftung Hanau Stadt und Land – auf Initiative der Sparkasse Hanau im Jahr 2004 – und der Einrichtung des Brüder-Grimm-Stiftungsfonds 2006 war Remer Mitglied des Beirates des Brüder-Grimm-Stiftungsfonds. Dieser wurde gegründet für den Erhalt der Arbeit und des Andenkens an die deutschen Wissenschaftler und Märchensammler Wilhelm und Jacob Grimm sowie die Förderung der Märchenkultur.
Kaminsky und Funck erinnern daran, dass auf Remers Initiative hin 1977 der Förderverein „Hanauer Theater- und Kulturzentrum“ gegründet wurde. Bis zur Auflösung am 31. Dezember 2005 war er dessen stellvertretender Vorsitzender. Seit 1988 wirkte er als Vorstandsmitglied bzw. als Vorsitzender im Förderverein der Jugendkunstschule Hanau - „eine Aufgabe, die ihm immer besonders am Herzen lag“, wie Funck weiß.
Gründungsmitglied war Klaus Remer auch beim 1992 ins Leben gerufenen Verein „Freundschaft mit Jaroslawl e.V.“, der die Städtepartnerschaft zwischen Hanau und der russischen Stadt Jaroslawl pflegt. Seit 2001 war er Vorsitzender dieses Vereins und treibende Kraft im regen Austausch beider Städte.
2007 übernahm er die Aufgaben eines ehrenamtlichen Kulturbeauftragten der Stadt Hanau. In dieser Funktion trug er im Zusammenwirken mit dem Oberbürgermeister dafür Sorge, dass „eine breite Vielfalt im Kulturangebot der Stadt Hanau erhalten blieb und kreativ weiterentwickelt werden konnte“, so Kaminsky.
Auf Remers Betreiben hin wurde die gezielte Platzierung von bedeutenden Kunstwerken im Stadtgebiet vorangetrieben. Er war Mitglied der Museumskommission Schloss Philippsruhe sowie im Kuratorium für die künstlerische Gestaltung des Congress Parks Hanau. Remer gehörte zu den Jurys, die das Kunstwerk auf dem Kurt-Blaum-Platz und das Denkmal zu Ehren von Moritz Daniel Oppenheim auf dem neugestalteten Freiheitsplatz auswählten.
1977 wurde Remer für sein langjähriges Engagement mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet. 2002 erhielt er die August-Gaul-Plakette der Stadt Hanau, die an Persönlichkeiten oder Institutionen verliehen wird, die sich in kultureller oder künstlerischer Hinsicht außerordentlich verdient gemacht haben.
Unter seiner Leitung entwickelte sich der Bereich kultureller Veranstaltungen wie Theater und Konzerte, so die Reihe „kultour“ und der Hanauer Kultursommer. Auch die Brüder Grimm Festspiele gehen auf eine von ihm angestoßene Initiative zurück. „Seine besondere Verbundenheit dokumentiert sich in seiner Mitgliedschaft und Vorstandsarbeit im Förderverein“, betont der OB.
„Es ist kaum möglich, wirklich alle Aktivitäten und Verdienste von Klaus Remer ausreichend darzustellen“, meint Kaminsky im Nachruf abschließend. Durch seinen Tod verliere „Hanau eine seiner bedeutendsten Persönlichkeiten der Nachkriegszeit“, meinen Kaminsky und Funck. (Stadt Hanau)