Grüne Soße entsteht. Gemeinschaftlich sortieren und waschen die Kinder die Kräuter. - Foto: Stadt Hanau -
Hanau. Gebt den Kindern das Kommando“ singt Herbert Grönemeyer. Das Umweltzentrum Hanau hat sich diese Aufforderung aus dem Lied „Kinder an die Macht“ zu Eigen gemacht. Während der jüngsten Oster-Ferienspiele lag die Entscheidungshoheit bei einem Planspiel weitgehend in den Händen der 20 Sechs- bis Elfjährigen aus Hanau, Maintal und Bruchköbel.
Maroin Mhadhbi, neben Anna-Maria Hau pädagogischer Begleiter des Projekts und bei Bedarf Streitschlichter, war angetan vom „Enthusiasmus“, den Mädchen und Jungen aufgrund der ihnen gegebenen Entscheidungsfreiheit gezeigt hätten. Hau und Mhadhbi gaben allein das Thema der umweltpädagogischen Ferienspielwoche vor: den virtuellen Aufbau einer klimafreundlichen Stadt. Wie diese für Mensch und Umwelt gedeihlich funktioniere und wie die Kinder fair und arbeitsteilig vorgehen, das stand im Mittelpunkt und oblag Mädchen und Jungen.
Ein Plenum als gemeinsame Entscheidungsinstanz gab es nicht. Dafür ging die Rolle des Bürgermeisters reihum, er oder sie durften Vorgaben machen. Dieser Beruf gehörte zu denjenigen, welche die Kinder für wichtig hielten und in die sie abwechselnd schlüpften. Weitere waren der Polizist als gegebenenfalls nötige Verwarnungsinstanz, der Bäcker als Lieferant der Grundnahrungsmittel, der Gärtner als Natur-Heger und Müllbeseitiger im Garten des Umweltzentrums und drumherum, der Banker als Überwacher des Geldsystems. Ein Team sorgte für sauberen Fußboden und gespülte Trinkgläser.
Wie versuchten die Kinder dem Klimaschutz gerecht zu werden? Hau gibt ein Beispiel: „Die Bäcker achteten beim Muffinbacken auf biologische und faire Zutaten.“ Auf dem Stromfahrrad der Stadtwerke Hanau erzeugten sie teils selbst den notwendigen Strom, um beispielsweise Musik hören zu können. Materialien wurden nicht gekauft, vielmehr nutzten sie das, was im Umweltzentrum vorhanden war.
Zu den Ideen der Kinder zählten beispielsweise eigens kreierte „UWZs“ als Zahlungsmittel, selbst produziert aus ausgeschnittenen Pappescheinen. Wie diese fälschungssicher zu machen seien, fragten sie sich am zweiten Tag und führten nach Gemeinschaftsbeschluss die mit Zickzack-Schere an den Rändern gekennzeichnete neue Variante ein.
Zwei „UWZs“ durfte jedes Kind besitzen, so die Übereinkunft. Zu der gehörte auch die Sanktionierung durch „Geldstrafe“, wenn jemand über die Strenge schlug. Etwa dafür, dass ein Junge mit einer Sprühflasche die anderen nass spritzte. Oder das übermäßige Ärgern eines Mädchens. In beiden Fällen griff der Polizist hart durch und verordnete 50 Prozent Geldabzug.
Mittwochs ist in Hanau Markttag, so auch für die Ferienspiel-Kinder aus dem Umweltzentrum. Sie verglichen dort die Qualität der angebotenen Waren und die Möglichkeit, wo sich ökologisch sinnvoll am besten das benötigte Gemüse einkaufen lässt. Wieder im Umweltzentrum angelangt, schlüpften alle vorübergehend in die Rolle des Kochs, um das Mittagessen zu bereiten. Nach jedem gemeinsamen Mahl hatten die Kinder übrigens eines Stunde Zeit fürs Freispielen.
Ein Elternfest vorzubereiten, das bestimmte das Donnerstagsprogramm. Den Rahmen, was es dabei zu essen geben solle, hatten sie zuvor schon abgesteckt. Mädchen und Jungen entschieden sich für Grüne Soße, die Zutaten dafür besorgten sie auf dem Hanauer Wochenmarkt. So war der Freitagmorgen davon bestimmt Kräuter zu zerkleinern und Kartoffeln zu schälen. (pshu)