Ein Bahnlärmschwerpunkt in Hanau ist auch die Strecke Hanau-Friedberg. Hier soll sich der Verkehr durch die Pläne den Mittelrhein zu entlasten verdreifachen. Die Nordbahnhofunterführung wirkt wie ein Resonanzkörper und verstärkt die Geräusche , die Kinzigbrücke ist bei Überfahrt mit einem Zug weit zu hören. An der Friedberger Straße ist die Strecke, wie auch andernorst in Hanau, direkt neben der Straße und nur wenige Meter von den Wohnhäusern entfernt. - Foto: Gottlieb -
Hanau. Die Deutsche Bahn (DB) hat sich konzernweit zum Ziel gesetzt, den Schienenverkehrslärm bis 2020 im Vergleich zum Jahr 2000 zu halbieren. „Davon soll auch Hanau entlang der Bahnlinien im Stadtgebiet erheblich profitieren“, diese Botschaft hat Baustadtrat Andreas Kowol aus aktuellen Gesprächen mit DB-Fachleuten mitgebracht. Er hält der DB zugute, dass der Konzern sich „jetzt in einem Maße bewegt, wie wir es kaum für möglich gehalten hätten“. Denn normalerweise ist die DB nur bei neu zu bauenden Strecken zu aktivem Lärmschutz verpflichtet, so beispielsweise die Nordmainische S-Bahn betreffend. Auf dieser Strecke, wie auch auf den anderen in Hanau, sei „vor allem der zunehmende Güterverkehr verstärkt in den Fokus zu rücken“.
Dank eines Sonderprogramms der Bundesregierung zur Minderung des Schienenverkehrslärms geht es jetzt auch um Bestandsstrecken. Davon hat die Eisenbahnstadt Hanau mit den nord- und südmainischen Verbindungen sowie den Linien nach Friedberg, Aschaffenburg und in den Odenwald gleich mehrere.
Zwischen Westerburgstraße und City führen gleich mehrere Gleise vorbei. - Foto: Gottlieb -
Das Sonderprogramm besagt, dass die DB zwei bis drei Meter über Schienenoberkante Lärmschutzwände montieren will, die zur Gleisseite hoch absorbierend wirken und mindestens 3,30 Meter an die Gleise als Emissionsquelle heranrücken. Bei passivem Lärmschutz, also dem Einbau von Schallschutzfenster in Häusern entlang der betroffenen Strecken, werden 75 Prozent der förderfähigen Kosten aus dem Programm bezuschusst; den Rest müssen die jeweiligen Eigentümer übernehmen. Wird ein Mehr an Lärmschutz verlangt, muss die Kommune das selbst finanzieren.
„Die DB betrachtet Hanau als Lärmnetzknoten, das ist dank unserer Hartnäckigkeit ein entscheidender Fortschritt“, erklärt Stadtrat Kowol. Denn zunächst sei nur die Bahnlinie Offenbach-Fulda im Blick gewesen. Die städtischen Fachleute hätten die DB-Planer jedoch davon überzeugen können, dass Hanau mit seiner Dichte an Zugstrecken „besser im Ganzen zu betrachten“ sei. Dies auch deswegen, weil anstehende Bauvorhaben der DB wie der barrierefrei Umbau des Hauptbahnhofs, die Nordmainische S-Bahn und der viergleisige Ausbau Richtung Fulda sich wechselseitig beeinflussten.
„In die Umsetzung ist jetzt ungeheure Dynamik gekommen“, hebt Kowol hervor. Die DB habe bereits ein Ingenieurbüro mit einer schalltechnischen Untersuchung beauftragt. Hierfür habe die Stadt „dank der Leistungsfähigkeit ihrer Verwaltung“ umgehend umfangreiche Datensätze geliefert. Dabei geht es beispielsweise um Geländehöhen, Katasterpläne, Flächennutzungs- und Bebauungspläne.
Vor allem Nachts, wenn der Autolärm nachgelassen hat, kann man die Züge über der Steinheimer Brücke überall in Hanau hören. -
Foto: Gottlieb -
Die Planer rechnen nun, welche Voraussetzungen für den geplanten Bahnlärmschutz vorhanden sind. „Anschließend will die DB die Öffentlichkeit in Hanau über Details informieren“, erläutert Kowol.
Besonders ans Herz gelegt hat Kowol den Bahnplanern „neuralgische Punkte“ wie die Bahnbrücken über die Kinzig am Umweltzentrum und die nach Steinheim über den Main zu betrachten. Denn beide Bauwerke seien eine „beträchtliche Lärmquellen“.
Der Baustadtrat hält sogar eine Schutzwand entlang von Sportsfield Housing an der Bahnstrecke Hanau-Friedberg „nun für möglich“. Sollte diese kommen, sei die bisher dort nicht mögliche Wohnbebauung „vielleicht unter einem anderen Blickwinkel noch einmal neu zu betrachten“. Bisher ist dort lediglich das Unterbringen von Menschen möglich.
„Die ohnehin schon intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der DB soll weiter vertieft werden“, blickt Kowol abschließend in die Zukunft. (pshu)