Deutschunterricht in der August-Schärttner-Halle - Foto: MKK -
Hanau. Nach knapp zwei Stunden waren rund 300 neue Flüchtlinge in der August-Schärttner-Halle aufgenommen und untergebracht. Die fünf Busse waren am frühen Donnerstagmorgen in Mannheim gestartet und wurden in Hanau bereits erwartet. Hier gingen wieder alle Schritte von der Taschendurchsicht, medizinischen Eingangskontrolle, Erfassung und Begleitung zum Schlafplatz nahezu geräuschlos über die Bühne.
Denn in der Notunterkunft schliefen zu dieser Zeit rund 450 Personen, nur vereinzelt suchte jemand den Weg zur Toilette oder kümmerte sich um sein Kleinkind. Um sieben Uhr wechselte dann das Betreuungspersonal und die Tagschicht nahm ihren Dienst auf. Erst gegen 8 Uhr erwachte dann das Camp langsam zum Leben, die ersten Flüchtlinge gingen zum Frühstück.
Für die Kinder gab es Geschenke zum Bayram-Fest - Foto: MKK -
Mit dem Donnerstag begann das islamische Bayram-Fest, dass bis zum Sonntag – ähnlich wie das christliche Weihnachtsfest – mit Gottesdienst, Geschenken, Besuche bei Verwandten und gutem Essen gefeiert wird. In der August-Schärttner-Halle gab es aus diesem Anlass am Nachmittag für alle Kinder „eine schöne Bescherung“ mit Überraschungen und Süßigkeiten, die in den vergangenen Tagen in großer Zahl gespendet wurden.
Kinder spielen in der August-Schärttner-halle - Foto: MKK -
Ohnehin waren die fast 100 Kinder gut gelaunt, denn das von der Stadt Hanau organisierte Spielangebot findet regen Zuspruch. Buchstäblich der Renner waren die etwa 30 gebrauchten Fahrräder, die über das DRK Hanau bereit gestellt wurden. Stundenlang nutzen die Kinder und Jugendlichen das gute Wetter, auch um Roller, Skateboard und andere Dinge zu testen. Jeder Helfer der vorbeikam, wurde bei rasender Fahrt mit einem fröhlichen „Hallo“ begrüßt.
Währenddessen hatten sich in der Halle ganz unvermittelt zwei Lerngruppen gebildet, die ihre ersten Übungen in der deutschen Sprache absolvierten. Rund 80 Männer und einige Frauen verfolgten engagiert den Unterricht eines arabischen Dolmetschers, der mit großem Einsatz die aufmerksamen Schüler dirigierte. Dazu wurden mit Unterstützung des Hausmeisters sogar zwei klassische Schultafeln organisiert.
Vor der zweiten Tafel saß eine kleine Gruppe, die aus Afghanistan geflüchtet war. Hier unterrichtete eine junge Frau die Männer und Frauen, die auch nach einer Stunde immer noch konzentriert bei der Sache waren. Ein großer Teil der „Schülerinnen und Schüler“ in beiden Gruppen war sogar mit Papier und Schreibzeug ausgestattet, um die Fortschritte zu dokumentieren und zu vertiefen. (MKK)