Hanau. Der Krankenstand in der Stadt Hanau und im Main-Kinzig-Kreis ist 2014 leicht gesunken. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen nahmen im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Prozentpunkte ab. Mit 4,2 Prozent gab es in der Region einen etwas höheren Krankenstand als im Landesdurchschnitt (4,1 Prozent). Laut DAK-Gesundheitsreport waren damit an jedem Tag des Jahres von 1.000 Arbeitnehmern 42 krankgeschrieben. Der höchste Krankenstand in Hessen wurde mit 5,0 Prozent in den Landkreisen Gießen, Werra-Meißner und Hersfeld-Rotenburg gemessen. Der niedrigste mit 3,5 Prozent in Frankfurt und den Kreisen Hochtaunus und Main-Taunus.
Die aktuelle Analyse der DAK-Gesundheit für die Stadt Hanau und den Main-Kinzig-Kreis zeigt die wichtigsten Veränderungen bei der Zahl und Dauer der Krankschreibungen. Die meisten Ausfalltage erfolgten aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen. Diese Diagnose verursachte rund jeden fünften Fehltag in der Region. Psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände kamen mit rund 16 Prozent Anteil an den Fehltagen auf den zweiten Platz, wobei es hier erneut einen Anstieg um rund 12 Prozent gab. Deutlich gestiegen sind auch die Ausfalltage bei den Nervenerkrankungen. Hier gab es einen Zuwachs von rund 41 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Den größten Rückgang verzeichnen mit rund 20 Prozent Atemwegserkrankungen wie Erkältungen oder Bronchitis.
„Wir informieren regelmäßig über den Krankenstand in unserer Region, um so Impulse für das Gesundbleiben und Gesundwerden der Beschäftigten zu geben“, erklärt Tanja Schreiber-Ries von der DAK-Gesundheit die Ergebnisse. „Um längeren Erkrankungen vorzubeugen, können Arbeitgeber Hilfe anbieten.“ In Hessen seien zum Beispiel die Fehltage durch psychische Erkrankungen seit dem Jahr 2000 um 112 Prozent gestiegen. Den betroffenen Mitarbeitern könne ein betriebliches Gesundheitsmanagement gezielt helfen.
Ergebnisse zum Hirndoping sind Alarmsignal
Die DAK-Gesundheit untersucht in ihrem Gesundheitsreport auch den aktuellen Trend „Hirndoping im Job“. Für die Studie hat die Krankenkasse die Daten ihrer Mitglieder analysiert und bundesweit 5.000 erwerbstätige Männer und Frauen repräsentativ befragt. Ein Fazit: In Hessen nutzen 56.000 Beschäftigte mindestens zweimal im Monat verschreibungs-pflichtige Medikamente, um am Arbeitsplatz leistungsfähiger zu sein oder Stress abzubauen. Insgesamt gaben 6,9 Prozent der Berufstätigen in Hessen an, wenigstens einmal im Leben gedopt zu haben. „Auch wenn Doping im Job noch kein Massenphänomen ist, sind diese Ergebnisse ein Alarmsignal“, warnt Tanja Schreiber-Ries. „Nebenwirkungen und Suchtgefahr sind nicht zu unterschätzen. Deshalb müssen wir auch beim Thema Gesundheit vorausschauen und über unsere Wertvorstellungen und Lebensstilfragen diskutieren.“
Männer wollen mehr Leistung
Im Vergleich zum Jahr 2008 hat bundesweit das Doping im Job zugenommen. In Hessen kennen aktuell mehr als 73 Prozent der Befragten den vermeintlichen Nutzen des Hirndopings. Häufig werden dafür Betablocker und Antidepressiva eingesetzt, aber auch Wachmacher und ADHS-Pillen – Medikamente also, die eigentlich zur Behandlung von Krankheiten verschrieben werden. Auslöser für den Griff zur Pille sind meist hoher Leistungsdruck sowie Stress und Überlastung. Männer greifen eher zu leistungssteigernden Mitteln, Frauen nehmen häufiger stimmungs-aufhellende Medikamente ein. Entgegen der landläufigen Meinung sind es nicht primär Führungskräfte oder Kreative, die sich mit Medikamenten zu Höchstleistungen pushen wollen. Der DAK-Report zeigt, dass vor allem Erwerbstätige mit einfachen Jobs gefährdet sind. Auch Beschäftigte mit einem unsicheren Arbeitsplatz haben ein erhöhtes Doping-Risiko. „Hirndoping ist mittlerweile bei ‚Otto Normalverbraucher‘ angekommen, um den Arbeitsalltag besser zu meistern. Das Klischee der dopenden Top-Manager ist damit vom Tisch“, so Schreiber-Ries
Die DAK-Gesundheit hat rund 750.000 Versicherte in Hessen, davon rund 46.500 in der Stadt Hanau und im Main-Kinzig-Kreis. (DAK)