Hanau. Rund 30 Tagesordnungspunkte standen auf dem Programm für das Stadtteiltreffen Großauheim/Wolfgang, das im Bürgerhaus Wolfgang stattfand. Die Stadträte Axel Weiss-Thiel und Andreas Kowol gaben Ortsvorsteher Gerhard Luber, dem Ortsbeirat und zahlreichen Zuhörern Rückmeldung zu den im letzten Jahr gestellten Anträgen und unterrichteten sie über Veränderungen im Stadtteil. Unterstützt wurden sie dabei durch Mitarbeiter der städtischen Ämter und Eigenbetriebe.
Thema Nr. 1 war natürlich die geplante Flüchtlingsnotunterkunft auf der Sportsfield-Kaserne, die dort in den nächsten Wochen errichtet werden soll. „Wir wurden vom Hessischen Innenministerium angewiesen schnellst möglichst eine Notunterkunft für 1000 Flüchtlinge zu schaffen“, berichtet der Stadtrat. Dieser Anweisung, die an den Main-Kinzig-Kreis als Untere Katastrophenschutzbehörde erging, habe man mit der Herrichtung der August-Schärttner-Halle Folge geleistet. „Doch auf Dauer ist dieser Zustand nicht tragbar!“, erläuterte Weiss-Thiel. Weder für die Schüler und Vereine, die die Halle nicht mehr für sportliche Aktivitäten nutzen könnten, noch für die Flüchtlinge sei die Belegung der Schärttner-Halle eine mehr als kurzfristige Notlösung. „Die Halle ist nur eine erste Anlaufstelle, bis weitere Gebäude auf der Sportsfield als Notunterkunft hergerichtet sind, so dass die Menschen, die jetzt behelfsmäßig in der Schärttner-Halle untergebracht werden, dorthin umsiedeln können“, erläuterte Weiss-Thiel. Die solle in zwei bis drei Wochen erfolgen.
Der Stadtrat betonte, dass die Notunterkunft des Landes Hessen, die man gerade auf Sportsfield errichte, nicht zu verwechseln sei mit der Unterbringung von Flüchtlingen in von der Stadt angemieteten und hergerichteten Gebäuden auf dem Kasernengelände. „Bei den rund 80 Menschen, die bisher in diesen Gebäuden wohnen handelt es sich um Personen, die von der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen in Gießen durch den Main-Kinzig-Kreis der Stadt zugewiesen wurden und auf ihr Asylverfahren warten“, erklärte Weiss-Thiel. Bei den hunderten von Menschen, die jetzt zwecks Notunterbringung nach Hanau geschickt würden, handle es sich um nicht registrierte Flüchtlinge, die vorrangig erstmal ein Dach über dem Kopf und Erstversorgung mit Lebensmitteln und gegebenenfalls Medikamenten benötigten, bevor der Prozess der Registrierung und Asylbeantragung überhaupt erst beginne. „Es ist aus organisatorischer Sicht sinnvoll beide Einrichtungen auf dem gleichen Gelände unterzubringen, da wir hier vor Ort unsere Kräfte bündeln können“, so Weiss-Thiel. Doch nur mit Unterbringung sei es nicht getan. Mittelfristig müsse man Wohnraum und Arbeitsplätze schaffen für den Teil der Flüchtlinge, der über längere Zeit in Hanau verbliebe. Notwendig für die Arbeitsaufnahme seien natürlich auch Sprach- und Berufsqualifikationen.
Im Anschluss ging es zurück zur Tagesordnung. Weiss-Thiel verkündete, dass die Stadtteile Wolfgang und Großauheim im letzten Jahr über 249 neue Einwohner freuen können. „Damit liegt der Stadtteil voll im Trend. Wir registrieren einen verstärkten Zuzug in allen Hanauer Stadtteilen.“ Das sei- vor allem im Stadtteil Wolfgang – natürlich vorrangig der Konversion geschuldet. Für die Entwicklung der verbleibenden Kasernengelände in Wolfgang und Großauheim wird gebe es bereits Pläne: „Der Magistrat hat am 14. September Aufstellungsbeschlüsse für die Sportsfield-, die Großauheim- und die Underwood-Kaserne gefasst. Hier sollen Gewerbegebiete entstehen.“ Für die Pioneer-Kaserne habe der Magistrat ebenfalls Aufstellungsbeschlüsse gefasst, die dort Wohnnutzung und Gewerbe vorsähen. „Der Verkauf des Pioneer-Areals von der Bima an die städtische Baupro Hanau GmbH ist abgestimmt und bedarf noch der notariellen Bekundung“, berichtete der Stadtrat. Im Anschluss werde die Baupro im Rahmen eines Vergabeverfahrens einen Investor für die Entwicklung des Geländes suchen.
Die Bauarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen New-Argonner-Kaserne – zukünftig Lehrhöfer Park - würden zügig voranschreiten, wusste Weiss-Thiel zu berichten: „Mit der Fertigstellung der rund 350 Wohneinheiten von verschiedenen Bauträgern ist im Verlauf des kommenden Jahres zu rechnen.“ Nur vom geplanten Seniorenzentrum habe die private Entwicklungsgesellschaft vorerst Abstand genommen.
Weiss-Thiel berichtete den Anwesenden ebenfalls über den Stand der Bearbeitung des 20-Punkte-Programms zur Stadtteilentwicklung Großauheim, das der Ortsbeirat und der die Stadtverordnetenversammlung im Juli beschlossen haben: „Eine für Großauheim passende Gestaltungsfibel für das Sanierungsprogramm der Fassaden an der Hauptstraße und am Rochusplatz ist in Vorbereitung. Beim Workshop im November werden erste Ergebnisse vorgestellt.“ Ebenfalls stünden Gespräche mit den am Rochusplatz anliegenden Haus- und Immobilienbesitzern an, um mit ihnen über die Bereitschaft zur Veränderung an Fassaden und Häusern zu sprechen. „Ziel einer Umgestaltung ist es mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen und gegebenenfalls durch weitere Gastronomie die Belebung und Attraktivität des Platzes zu steigern“, so Weiss-Thiel. „Bei der Planung fließen ausdrücklich die Anregungen und Ideen der Ortsbeiratsfraktionen mit ein.“ Für die Neugestaltung seien im Haushalt des Eigenbetriebs „Hanau Infrastruktur und Service“ Mittel in Höhe von 400.000 für das Jahr 2016 vorgesehen.
Zum Punkt „Belebung des Mainufers“ verwies Weiss-Thiel auf den im Juli eröffneten „Pop-Up-Biergarten“ des Hanauer Gastronoms Rocky Musleh, der neben Getränken und Snacks auch Spiel- und Liegewiese bietet und vom Publikum gut angenommen wird. „Ebenfalls ist geplant den Spielplatz am Main beim Ruderclub Möwe aufzuwerten und hier eventuell noch Bewegungsgeräte für Senioren aufzustellen“, berichtete der Stadtrat.
Zu guter Letzt gab Weiss-Thiel noch einen Statusbericht zur Entwicklung des Trägervereins Bibliothek Großauheim e.V. „Derzeit sind 86 Mitglieder registriert und es wurden 193 Leseausweise ausgestellt.“ Der Trägerverein habe 3000 Euro für Neuerwerbungen investiert, 300 Buchspenden erhalten und biete die nächsten zwei Jahre ein umfangreiches Programm an. Ab sofort sei die Stadtteilbibliothek nicht nur donnerstagmorgens und-nachmittags geöffnet sondern auch dienstagnachmittags. „Auf Grund der guten Arbeit des Trägervereins und mit der Unterstützung der Stadt konnte die Stadtteilbibliothek Großauheim daher von der Roten Liste der von der Schließung bedrohten Bibliotheken gestrichen werden“, verkündete der Stadtrat.
Kollege Andreas Kowol berichtete über den neuen Memoriamgarten auf dem Friedhof Großauheim, der Platz für 78 Urnen- und 8 Erdgräber biete. „Leider sind bislang erst zwei Urnenbeisetzungen erfolgt. Am Tag des Friedhofs am 19. Und 20. September, möchten wir daher auf dem Hanauer Hauptfriedhof unter anderem diese Anlage bewerben.“ Er lud die Anwesenden zur Teilnahme an der Veranstaltung, bei der verschiedene Gewerke ausstellen und ein Unterhaltungsprogramm mit Live-Musik, Comic-Ausstellung und den Comedians Hiltrud und Karlheinz locken. Auch kündigte Kowol an, dass man auf Beschluss des Ortsbeirats den Zaun auf der Südseite des Mainufer-Spielplatzes schließen werde. Zudem sei eine Neukonzeptionierung der Tipi-Dorffläche auf dem Spielplatz Krotzenburger Straße vorgesehen.
Eine Absage musste Kowol vorerst dem Anliegen des Ortsbeirats erteilen, die Querung der Straße „In den Tannen“ auf Höhe Goethestraße für Fußgänger zu erleichtern. „Dies wäre nur mit Hilfe einer Mittelinsel möglich, die eine bauliche Veränderung in der Spuraufteilung und der heutigen Haltestellenanlage erforderlich machen würde.“ Aus Kostengründen sei eine solche Umbaumaßnahme nur zusammen mit einem niederflurgerechten Ausbau der Haltestellen sinnvoll. „Dafür müssten aber erst Fördermittel beantragt werden, daher ist dies kurzfristig nicht umzusetzen“, erklärte Kowol. Fußgänger könnten die 120 Meter entfernte Ampel im Bereich Auheimer Straße nutzen, um die sicher auf die andere Seite zu gelangen. Kowol kündigte zudem an, dass die Stadt die vom Ortsbeirat gewünschte Auffahrtsrampe für die Altentagesstätte in der Alten Langgasse anschaffen werde, sodass auch gehbehinderte Personen künftig die Tagesstätte aufsuchen könnten.
Zum Abschluss berichtete der Stadtrat noch über die Bemühungen der Stadt sich für eine spürbare Reduzierung des Zuglärms einzusetzen. „Die Bahn hat uns geantwortet, dass mit einem Lärmsanierungsprogramm für diesen Abschnitt vor dem Jahr 2020 nicht zur rechnen ist.“ Doch über dieses Programm hinaus habe die DB AG angeboten, für den Abschnitt der Strecke „Offenbach-Fulda“ eine Minderungsplanung des Schienenverkehrslärms vorzubereiten. „Dies wurde von der Stadt Hanau ausdrücklich begrüßt“, so Kowol. Die Minderung von Schienenlärm und die Errichtung von Schallschutzanlagen würden von der Stadt Hanau mit Priorität verfolgt. (pshu)