Ein Frevel im Idyll: Illegal entsorgter Müll im Steinheimer Wald - Foto: Stadt Hanau -
Hanau. Vogelgezwitscher, angenehmer Waldgeruch, einige Radelnde auf Tour – die Idylle in der Steinheimer Gemarkung Seipelsee scheint perfekt. Wenn nicht jener große Haufen illegal abgekippter Sperrmüll wäre, der sich auf einem der Wege türmt. Möbel, Matratze und ausrangiertes Spielzeug sind es vor allem, die hier immens stören. Zwei Koffer gehören auch dazu, einer noch mit Gepäckabschnitt eines Rückflugs von Casablanca nach Frankfurt mit Royal Air Maroc.
Dieser Gepäckabschnitt an einem weggeworfenen Koffer lässt womöglich Rückschlüsse auf den Müllverursacher zu. - Foto: Stadt Hanau -
„Dieser Strichcode hilft uns den Verursacher ausfindig zu machen“, ist Umweltstadtrat Andreas Kowol zuversichtlich. Im orangefarbenen Arbeitsanzug betrachtet er sich das Stück Papier genauer. Der Zufall will es, dass der Nachweis für den Gepäcktransfer genau ein Jahr alt ist, als Kowol zusammen mit Beschäftigten der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) und der Stadtpolizei Hinweise auf den Verursacher für den wilden Waldmüll suchen und diesen auf einem städtischen Kleinlastwagen abtransportieren. Wobei eine Fuhre für die gefundene Menge nicht einmal ausreicht.
Der zuständige Jagdpächter hatte die Stadtpolizei auf den Abfallfrevel im Steinheimer Wald hingewiesen. Abgekippt an einer Stelle, die den Rückschluss zulässt, dass Ortskundige am Werk waren.
Kowol veranlasst umgehend die Suche nach dem Müllsünder. Flughafen-Betreiber Fraport wird eingeschaltet, der verweist auf die marokkanische Fluglinie. Die Ermittlungen sind noch im Gange.
Diesen Aufwand begründet der Stadtrat mit Nachdruck so: „Hier kennen wir keinen Pardon. Bei Müllsündern verfolgt die Stadt Hanau die Null-Toleranz-Strategie. Jeder illegal entsorgte Abfall wird nach Herkunftshinweisen akribisch durchsucht.“ Er appelliert an die Bevölkerung wachsam zu sein und illegal Entrümpeltes zu melden; das ist beim städtischen Ordnungsamt unter Telefon 295-1657 möglich.
Sperrmüll am Straßenrand, Bauschutthalden am Feldweg, Abfallsäcke in den Grünanlagen oder alte Möbel auf Parkplätzen – überall ist er zu finden. Jährlich fallen in der Brüder-Grimm-Stadt rund 70 Tonnen illegal entsorgter Abfall an - Tendenz steigend.
„Achtlos weggeworfener oder bewusst illegal entsorgter Müll sieht nicht nur hässlich aus, er kann auch eine wirkliche Gefahr für die Umwelt sein“, gibt Kowol zu bedenken. So können aus Elektrogeräten oder Autobatterien giftige Stoffe austreten, die Boden und Grundwasser vergiften sowie Tiere und Pflanzen nachhaltig schädigen. Abfälle, sind sie einmal unkontrolliert in die Umwelt gelangt, können über Bäche und Flüsse ins Meer getragen werden. 80 Prozent des Mülls im Meer stammt laut Schätzungen vom Land.
„Nicht nur die Umwelt leidet. Auch die schöne Hanauer Landschaft, die Naherholung und Freizeitgestaltung dient, wird durch die Ablagerungen in Grünflächen und Waldgebieten verschandelt“, mahnt Kowol.
Er versteht nicht, warum „einige Superschlaue ihren Müll in den Straßengraben kippen müssen“. Schließlich habe Hanau eine vorbildliche Infrastruktur mit einer Mülltonne für jede Art von Abfall oder Annahmestellen für sperrigen Müll oder Sondermüll.
„Das illegale Entsorgen von Abfall in unserer Umwelt ist eine Ordnungswidrigkeit oder Straftat. Dies bedeutet empfindliche Bußgelder oder sogar eine Strafanzeige“, sagt Kowol. Das Verhalten der Müllsünder sei „schlicht asozial“. Wilde Müllablagerungen erhöhten nämlich die Gebühren für alle Bürger, „denn die Kosten für die Entsorgung werden von der Allgemeinheit getragen“. In erster Linie gehe es darum, bei den Müllsündern eine Verhaltensänderung zu bewirken. Dies funktioniere nur, wenn das Thema Sauberkeit in den Köpfen präsent bleibt, meint Kowol abschließend. (pshu)